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Ohne Computer geht gar nichts

12.04.2022
Sich mit Freunden austauschen oder eine Stelle suchen: Mit Computer und Handy geht das ganz einfach. Kaum vorstellbar, dass es in der Schweiz Menschen gibt, die kaum Zugang zur digitalen Welt haben. Caritas hilft, aus dieser Sackgasse herauszufinden.
Text: Susanna Heckendorn, Bilder: Hannes Heinzer

In seinem Beruf – er arbeitet seit über 25 Jahren in einem Reinigungsunternehmen – ist René Iwasaki nicht auf den Computer angewiesen. Lange war die Digitalisierung für ihn kein Thema, weil er dieses Know-how einfach nicht brauchte.
Zitat Mail-Adresse
Als seine inzwischen erwachsenen Töchter in der Schule den ersten Computerkurs besuchten, schaffte sich die Familie einen Laptop an. Während ihrer Ausbildung, beide sind Fachfrau Kinderbetreuung, waren sie sowieso auf den Computer angewiesen. Am Anfang habe er den Computer überhaupt nie benutzt, erinnert sich René Iwasaki. «Ich hatte nicht einmal eine Mail-Adresse.» Als er dann den Laptop einmal irrtümlich zuklappte und alle ungesicherten Dateien seiner Frau verschwanden – was diese überhaupt nicht toll fand –, war die Zeit reif. «Jetzt wollte ich doch genauer wissen, wie das Ganze funktioniert», erinnert er sich schmunzelnd. Zuerst habe er zu Hause selbst ein bisschen herumprobiert, mit wenig Erfolg. Dann erinnerte er sich an einen Prospekt über Computerkurse von Caritas und informierte sich über die Angebote.
Lernstube Freude und Sicherheit im Umgang mit dem Computer gewinnen Seit etwa sechs Jahren ist René Iwasaki ein regelmässiger und begeisterter Teilnehmer der verschiedenen Computerkurse von Caritas. Die Kurse sind sehr günstig, diejenigen in der Lernstube sogar kostenlos. Solche Gelegenheiten müsse man unbedingt nutzen, findet er. Für ihn geht es auch darum, nicht immer auf die Hilfe seiner Töchter angewiesen zu sein. «Wenn ich sie etwas frage, zeigen sie mir selbstverständlich, wie es geht. Sie drücken ein paar Tasten und fahren mit der Maus herum, schon ist alles erledigt. Wenn ich es dann selbst probieren will, weiss ich meist nicht mehr genau, wie es geht.»

In der Lernstube erklärt der Kursleiter alles im Detail. Jede Mausbewegung und jeder Klick sind auf dem grossen Screen gut sichtbar. Die Teilnehmenden sitzen vor einem Laptop und führen die einzelnen Schritte selbst aus, alle in ihrem eigenen Tempo. Auf diese Weise bleibt das Gezeigte auch besser haften. Die Stimmung ist locker, und man spürt, dass die Freude am Lernen im Vordergrund steht. Ist jemand unsicher, wird die Person individuell unterstützt.
Titelbild Nachbarn 22-1
Ferienbegleitung und Freiwilligenarbeit René Iwasaki ist gerne unterwegs. Deshalb arbeitet er seit vielen Jahren immer wieder als Ferienbegleitung von Menschen mit einer Beeinträchtigung. Auf die Frage, wie sich solche Nebenjobs mit seiner Arbeit vereinbaren lassen, sagt er: «Ich arbeite mit einem reduzierten Pensum und habe einen flexiblen Arbeitgeber.» Auf diese Weise bleibt ihm auch genügend Zeit für sein freiwilliges Engagement. So hilft er jeden Freitag im Imbiss54, einer gemeinschaftlichen Gassenküche in der Stadt Zürich. Trifft er dort auf jemanden, der sich vor Handy und Computer scheut, empfiehlt er die Kurse der Lernstube. Und kann nicht verstehen, wenn jemand solche Chancen nicht nutzt. Inzwischen fühlt er sich recht sicher um Umgang mit dem Computer und nutzt ihn regelmässig, um Fahrpläne zu konsultieren, Adressen zu suchen oder auf YouTube Filme anzusehen. «Letzthin erhielt ich einen Rosmarinstrauch geschenkt. Da habe ich mich im Internet informiert, wie ich ihn richtig pflegen muss. Bis anhin habe ich die Pflanzen meistens ertränkt.»
Zitat Digitale Geräte Mit dem Computer auf Stellensuche Etwa die Hälfte der Kurteilnehmerinnen und -teilnehmer sei auf Stellensuche, weiss André Wettstein. Er ist Kursleiter an der EB Zürich, einer der kantonalen Berufsfachschulen des Kantons. Seit Januar 2021 unterrichtet er Teilnehmende in der Lernstube. Während es für die einen darum geht, wie sie sich online bewerben können, müssen sich andere erst einmal grundlegende Computerkenntnisse aneignen: «Es ist wichtig, dass die Teilnehmenden fit werden für den Anschluss an die digitalisierte Welt. Ohne ein paar grundlegende Kompetenzen hat man heute kaum mehr Chancen im Arbeitsmarkt.»
 
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